Kompromisse

 

Kompromisse machen ist eine Form, Lösungen zu finden. Dass dies nicht immer einfach ist und meistens ein Stück Überwindung und persönliche Stärke erfordert, wird in einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger deutlich, das ich zum Thema als Interview-Partnerin gemacht habe.

 

(…) Menschen, die sich nahe stehen, tun sich oft schwer, einen Kompromiss zu finden. Zwar ist Vertrauen eine gute Grundvoraussetzung (…) aber je mehr es um die eigenen Werte geht, desto schwieriger wird sachliches Verhandeln. 

  Das bekommen Familien zu spüren, die in Streit geraten über die Ordnung im Kinderzimmer, Tischmanieren oder die Freizeitplanung der einzelnen Mitglieder. "Man denkt, das sind Kleinigkeiten - aber oft sind sie Symbole für bestimmte Wertvorstellungen. Es geht also nicht um die Sache selbst, sondern um viel mehr", sagt Maria Brohl, Paar- und Familienberaterin aus Köln. 

  Zum Tragen kommt das oft erst, wenn Kinder da sind: Dann geht es um etwas; die unterschiedlichen Vorstellungen der Familie des Partners, die man bislang als Bereicherung empfunden hat, fühlen sich jetzt bedrohlich an. Und dem Partner geht es genauso - ganz zu schweigen von zwei Paar Schwiegereltern, für die es oft schwer ist, eigene Vorstellungen aufzugeben. 

 "Früher mündete so etwas womöglich in einen langgehegten Groll - aber es war natürlich bequemer, sich nicht auseinandersetzen zu müssen", sagt Maria Brohl. "Heute ist das Familienleben anstrengender, aber es gibt die Möglichkeit, sich an immer neue Gegebenheiten anzupassen." Dazu muss zwar viel verhandelt werden, aber: Wer ein gemeinsames Leben möchte, ist auch bereit, dafür etwas aufzugeben. Und: In Familien hat normalerweise jeder etwas von einem Kompromiss, im Zweifel seine Ruhe. "Oft sind ausgesprochene Kompromisse am Ende gar nicht notwendig - wenn jeder das Gefühl hat, dass die eigenen Bedürfnisse zumindest anerkannt werden, lösen sich Konflikte oft von alleine", sagt Brohl. 

  Eine Gefahr gibt es allerdings: Dass jede Meinungsverschiedenheit in Feilschen ausartet. Psychologen stellen eine wachsende Verhandlungsmoral in Beziehungen fest. Ihren Ursprung hatte sie beim Sex, für den auf einmal frei verhandelbar war, wie, wann und wie oft Paare ihn wollten. Inzwischen wird auch in anderen Lebensbereichen verhandelt, etwa darüber, wer welche Aufgaben im Haushalt übernehmen sollte, weil das zuletzt der andere übernommen hat, wer sich wann um die Kinder kümmert, wer wann allein etwas unternehmen darf. "Die Leute neigen dazu, sehr auf die Gerechtigkeit zu schauen, alles auszuhandeln - das ist aber nicht gut für eine Beziehung", sagt Maria Brohl. 


Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 20.11.2013 MagazinVerhandeln für den Frieden“ Von Silke Offergeld

 

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